Frage: Waren die Erfahrungen der Zeugen spirituell oder tatsächlich?

Version vom 25. Juni 2017, 00:07 Uhr von RogerNicholson (Diskussion | Beiträge)
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Frage: Waren die Erfahrungen der Zeugen spirituell oder tatsächlich?

David Withmer ließ sich sein Zeugnis in seinen Grabstein einmeißeln


Einige Kritiker behaupten, die Begegnung der Zeugen mit dem Engel und den Platten habe einzig in ihrem Geist stattgefunden. Sie behaupten, dass die Zeugen den Engel in einer „Vision” sahen und setzen „Vision” mit Einbildung gleich. Um diese Behauptung zu untermauern zitieren sie im allgemeinen zwei angebliche Zitate von Martin Harris. Angeblich wurde Harris einmal gefagt, ob er die Platten mit seinem „bloßen Auge” gesehen habe, worauf er antwortete: „Nein, ich sah sie mit einem geistigen Auge.” [1] in einem anderen Interview hat Harris angeblich behauptet, er habe die Platten nur in einem „Zustand der Vision oder Trance” gesehen. [2]


Bedeutet „visonär” „eingebildet”? Widerspricht der Glaube, dass das Erlebnis visionäre Eigenschaften hatte, der Behauptung, die Platten seien wirklich gewesen? Die Kritiker, die zu dieser Taktik Zuflucht nehmen, sind häufig Säkularisten, die jedes Wort über das Geistige als Täuschung oder Einbildung betrachten. Doch ihr Verständnis solcher Ausdrücke passt nicht damit zusammen, wie sie Martin und die anderen Zeugen meinten.

Man bedenke: Bei mehreren Gelegenheiten behauptete Harris auch, dass er vor seiner Zeugenschft für die Platten sie (in bedecktem Zustand) „eineinhalb Stunden auf den Knien” gehalten habe [3] und dass sie ungefähr fünfzig Pfund gewogen hätten. [4] Es erscheint unwahrscheinlich, sowohl aus seiner physischen Beschreibung als auch aus seinen anderen Zeugnissen und den Zeugnissen der anderen beiden Zeugen, dass er zum Ausdruck bringen wollte, das ganze Erlebnis habe sich nur in seinem Kopf abgespielt. Bei einer Gelegenheit zum Beispiel beschuldigten Kritiker Harris der Täuschung, er habe sich nur eingebildet, einen Engel und die Platten zu sehen. Martin erwiderte, indem er seine rechte Hand ausstreckte:

Meine Herren, sehen Sie diese Hand? Sind sie sicher, dass Sie sie sehen? Spielen Ihnen Ihre Augen einen Streich oder so? Nein. Gut, so sicher wie Sie meine Hand sehen, so sicher habe ich den Engel und die Platten gesehen. [5]

David Whitmer hilft das „Geistge” im Gegensatz zum „physischen” Sehen der Platten aufzuklären. Als Erwiderung gegenüber dem Interviewer, der Harris in Frage stellte, erwiderte Whitmer:

Natürlich waren wir im Geist, als wir den Anblick hatten, denn kein Mensch kann das Gesicht eines Engels wahrnehmen, außer in geistiger Sicht. Doch wir waren auch im Körper und alles war für uns so natürlich wie es zu jeder Zeit ist. [6]

Kritiker sind daran gewöhnt, „Geistiges” als entweder etwas völlig anderes als die physische, fühlbare Relaität zu betrachten oder als eine Täuschung. Doch Joseph Smith und seine Zeitgenossen in der Kirche verstanden die Dinge nicht auf solche Weise. Wie Joseph später schreiben sollte:

So etwas wie unstoffliche Materie gibt es nicht. Aller Geist ist Materie, aber er ist feiner oder reiner und kann nur von reineren Augen erkannt werden; wir können ihn nicht sehen, aber wenn unser Körper einmal rein gemacht sein wird, werden wir sehen, dass Geist nichts anderes ist als Materie. (LuB 131:7-8)

Für Joseph, die Zeugen und die Heiligen bedeutet „geistig” nichts anderes oder weniger als „materiell” oder „buchstäblich”; es bedeutet etwas zusätzliches.

Ein HLT-Autor berichtete 1870:

Bei einer Gelegenheit bemühten sich einige seiner alten Bekannten, ihn mit etwas Wein beschwipst zu machen. Als sie dachten, er sei nun in guter Stimmung zum Erzählen, stellten sie ihm sehr vorsichtig diese Frage: 'Nun, Martin, wir bitten dich, in Bezug auf diese Geschichte, von der so viel geredet wird, dass du einen Engel und die goldenen Platten des Buches Mormon gesehen hast, ganz offen und ehrlich mit uns zu sein. Nun, Martin, glaubst du wirklich, dass du einen Engel gesehen hast, als du wach warst?' 'Nein', sagte Martin,'das glaube ich nicht.' Die Menge war entzückt, doch bald herrschte ein anderes Gefühl, als Martin getreu seinem Vermächtnis, sagte: 'Meine Herren, was ich gesagt habe ist wahr, denn mein Glaube ist in Wissen aufgegangen. Denn ich möchte euch sagen, so wahr der Herr lebt, weiß ich, dass ich mit dem Propheten Joseph Smith in der Gegenwart eines Engels stand und es war heller Tag. [7]

Und bei seinem Tod berichtete Harris:

Das Buch Mormon ist keine Fälschung. Ich weiß, was ich weiß. Ich habe gesehen, was ich gesehen habe und ich habe gehört, was ich gehört habe. Ich habe die goldenen Platten gesehen, von denen das Buch Mormon geschrieben wurde. Ein Engel erschien mir und anderen und bezeugte die Wahrheit des Berichtes. Und wäre ich willens gewesen, einen Meineid zu schwören und bezüglich des Zeugnisses, das ich jetzt gebe, falsch geschworen hätte, hätte ich ein reicher Mann sein können. Aber ich hätte nichts anderes bezeugen können, als ich es getan habe und jetzt tue, denn diese Dinge sind wahr. [8]

David Whitmer wurde wie die anderen Zeugen beschuldigt, dahingehend getäsucht worden zu sein, dass er dachte, einen Engel und die Platten gesehen zu haben. Ein Beobachter erinnert sich daran, als David so beschuldigt wurde und sagte:

Wie gut und klar erinnere ich mich an die Art, in der Elder Whitmer aufstand und sich zur vollen Höhe seiner etwas mehr als sechs Fuß aufrichtete und in feierlichem, eindrucksvollem Ton sagte: „Nein, mein Herr, ich hatte keine Halluzination und wurde auch nicht getäuscht. Ich sah mit diesen Augen und ich hörte mit diesen Ohren. Ich weiß, wovon ich spreche.” [9]


Kritiker zwingen Phrasen, die mit dem, was die Zeugen in vielen getrennten Interviews berichteten, nicht übereinstimmen, ihre eigene Interpretation auf. Wenn sie über genau den Punkt, den die Kritiker in ihre Aussagen hineinlesen wollten, auf die Probe gestellt würden - ihre buchtsäbliche Realität - bestanden sowohl Harris als auch die anderen Zeugen felsenfest darauf, dass ihr Erlebnis buchstäblich, real und unleugbar war. Wie der frühe Bekehrte William E. McLellin berichtete:

„David Whitmer erhob sich dann und gab Zeugnis, dass er einen heiligen Engel gesehen habe, der ihnen die Wahrheit dieses Berichtes kundtat. All diese seltsamen Dinge überlegte ich in meinem Herzen.” [10]

Endnoten

  1. Wilford C. Wood, Joseph Smith Begins His Work, Vol. 1, 1958, intro.
  2. Anthony Metcalf, Ten Years Before the Mast, n.d., microfilm copy, p. 70–71; quoted in Dale Morgan, Dale Morgan on Early Mormonism: Correspondence and a New History (Salt Lake City: Signature Books, 1986).
  3. Millennial Star(15 September 1853): zitiert in George Reynolds und Janne Sjodahl, Commentary on the Book of Mormon (Salt Lake City: Deseret Book Company, 1959), 4:436.
  4. Tiffany’s Monthly 5/2 (New York: Joel Tiffany, 1859), 166.
  5. Richard Lloyd Anderson, Investigating the Book of Mormon Witnesses (Salt Lake City: Deseret Book Company, 1981), 116. ISBN 0877478465.
  6. Letter of David Whitmer to Anthony Metcalf, March 1887, cit. Anthony Metcalf, Ten Years Before the Mast (Malad, Idaho, 1888), 74; zitiert in Richard Lloyd Anderson, Investigating the Book of Mormon Witnesses (Salt Lake City: Deseret Book Company, 1981), 86. ISBN 0877478465.
  7. Letter of Elder Edward Stevenson to the Millennial Star quoted in William Edwin Berrett, The Restored Church (Salt Lake City: Deseret Book Company, 1974), 57–58.
  8. George Godfrey, “Testimony of Martin Harris,” from an unpublished manuscript copy in the possession of his daughter, Florence (Godfrey) Munson of Fielding, Utah; quoted in Eldin Ricks, The Case of the Book of Mormon Witnesses (Salt Lake City: Deseret News Press, 1971), 65–66.
  9. Richard Lloyd Anderson, Investigating the Book of Mormon Witnesses (Salt Lake City: Deseret Book Company, 1981), 88. ISBN 0877478465.
  10. William E. McLellin, journal, 18 July 1831, wiedergegeben in The Journals of William E. McLellin, 1831–1836, herausgegeben von Jan Shipps and John W. Welch (Urbana: Brigham Young University Studies and University of Illinois Press, 1994), 29. ISBN 0842523162.