Antidepressivagebrauch unter Mormonen

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Ist der Verbrauch von Antidepressiva in Utah unter Mormonen höher als beim Rest der allgemeinen Bevölkerung?


Kritiker berechneten, dass die Rate des Antidepressiva Gebrauches unter Mormonen viel höher sei, als die der allgemeinen Bevölkerung. Sie behaupten, dass das ein Beweis dafür wäre, dass die Mitgliedschaft in der HLT-Kirche wegen des Druckes „vollkommen” zu sein, übermäßig anstrengend wäre.

Quellen der Kritik

  • Dr. Kent Ponder, "Mormon Women, Prozac® and Therapy," unveröffentlicht, 2003.


Es war schwierig den Gebrauch verschreibungspflichtiger Medikamente, Staaten oder Gebieten zuzuordnen. 2002 veröffentlichte einer der größten Arzneimittel-Lieferanten der USA Express Scripts, ihre Statistik „Atlas der verschreibungspflichtigen Medikamente”, aus welcher man zuordnen kann, von wo ihre Kunden die Arzneien bestellten. In einem „Los Angeles Times” Artikel liest man:

Die Studie zeigt, dass Antidepressiva in Utah fast zweimal öfter als in jedem anderen Staat verschrieben werden. .... Andere Staaten mit hohem Antidepressiva Gebrauch waren Maine und Oregon. Utahs Antidepressiva Gebrauchsrate war zweimal höher als in Kalifornien und fast dreimal höher als in New York und New Jersey.[1]

Die Studie zeigt nicht auf, was der "Grund" für den höheren Antidepressiva Gebrauch in Utah ist. Antimormonische Kritiker waren schnell dabei, auf die hohe Rate der HLT Kirchmitglieder in Utah aufmerksam, und die Kirchen- und Mormonenkultur dafür verantwortlich zu machen. Kent Ponder schließt daraus:


Dieses Problem ist definitiv mit der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage verbunden. Etwa 70% der Einwohner Utahs sind Mormonen. Jim Jorgenson, Direktor der Pharmazie Abteilung an der Universität von Utah, bestätigte, dass Utah den höchsten Prozentsatz an Antidepressiva Gebrauch hat. Er stellte eine Hypothese auf, die besagt, dass große Familien (größer in Utah, als in anderen Staaten), größeren Stress hervorrufen (Großfamilien in Utah, sind in erster Linie Mormonen-Familien).

Dieselbe HLT Kirche, die so viel Gutes für viele zu bieten hat, bewirkt auch Schlimmes für diejenigen, die chronisch depressiv werden. Besonders Frauen seien davon betroffen.[2]

Die von Express Scripts veröffentlichte Studie, erhebt keine Ansprüche betreffs, „warum” einige Staaten mehr verschreibungspflichtige Medikamente eines Typs oder eines anderen verwenden. Weit davon entfernt, Beweise für seine Behauptungen zu haben, verkauft Dr. Ponder seine Ansichten als geprüfte Tatsache.

Die Express-Scripts-Studie beinhaltet mehrere Faktoren, die Dr. Ponder übersah, die aber im Abwägen der Situation nützlich sind:

  • Utah reihte sich als Siebenter insgesamt im Gesamtverschreiben von Medikamten ein. Das zeigt auf, dass die Einwohner Utahs mehr Medikamente verwenden als die durchschnittlichen Benutzer „aller” verschreibungspflichtigen Medikamente.
  • Utah reihte sich auch hoch im Gebrauch von Penicillin, Insulin, Schilddrüsenhormonen, antirheumatischen Medikamenten und Krampflösern ein. Ist die Mormonen-Kultur auch für höheres Vorkommen von Infektionen, Diabetes, Schilddrüsenunterfunktion, Arthritis und Epilepsie verantwortlich?
  • Idaho und Arizona, die zwei anderen Gebiete im „Mormonen-Korridor” mit großer HLT Bevölkerung, haben keinen hohen Antidepressiva Gebrauch. Wenn HLT Kultur für das hohe Niveaus verantwortlich ist, die zu Antidepressiva Gebrauch führt, warum reihen sich jene zwei Gebiete in der Statistik nicht näher bei Utah ein?
  • Utah reiht sich nicht hoch ein im Verschreiben des stimulierenden Medikaments um das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (AHS) bei Kindern zu behandeln. Wenn der Stress von „großen Familien aus Utah” für den schweren Antidepressiva Gebrauch verantwortlich ist, warum gibt es dann auch nicht ein entsprechendes Niveau von Verschreibungen für Ritalin-basierte Medikamente?

Es gibt andere mögliche Faktoren außerhalb des Betrachtungsraumes der Express Scripts Studie, die hier eine Rolle spielen könnten:

  • Die Ergebnisse könnten aufzeigen, dass die Einwohner Utahs aufgeklärter an Depression und geistige Krankheiten herangehen und deshalb diesen Zustand nicht stigmatisieren. Unter solchen Lebensbedingungen sind mehr Menschen bereit, Hilfe anzunehmen und Medikamente verschrieben bekommen.
  • Die Ergebnisse konnten auch aufzeigen, dass Arbeitgeber aus Utah besseren Zugang zu Dienstleistungen für die psychischen Gesundheit anbieten als Arbeitgeber aus anderen Staaten. Das macht psychische Hilfe und Medikation einfacher.[3]
  • Utah hat eine niedrige Alkohol-Gebrauchsrate. Besonders unter praktizierenden Mormonen, die sich völlig alkoholischer Getränke enthalten. Alkohol wird von Erwachsenen allgemein zur Entspannung verwendet. Ein Mittel um soziale Wechselwirkungen zu „schmieren” und (unwissentlich oder nicht) Symptome von Angst, Depression und ähnlichem „zu behandeln”. Da für viele Mormonen Alkohol nicht als Wahl in Frage kommt, könnte es sein, dass sie sich eher Hilfe von einem Fachmann holen, anstatt sich gewerblich verfügbaren Stimmungsmachern zuzuwenden.

Sind Mormonen depressiver als Nicht-Mormonen?

Der Standpunkt der Kritiker gegenüber der Kirche ist nicht neu. Die gleiche Ansicht hatten die Kritiker aus dem 19. Jahrhundert.

Im Jahr 1848 reiste ein Journalist von Harper's Weekly nach Utah und machte die Beobachtung, dass der Lebensstyl die HLT-Frauen in „abgezehrte, erschöpfte schlampige Frauen vewandelte mit glanzlosen und matten Augen, unförmigen Gesichtern die lustlos in den Toren hingen oder träge im Sonnenlicht saßen, wahrscheinlich um ihren schreienden Babys zu säugen all diese Frauen schauten deprimiert, entwürdigt schlecht, hoffnungslos und seelenlos aus.” (G. L. Bunker und D. Binton, zitiert in Judd 1987, S. 150). 1860 besuchte Dr. Robert Bartholomew, der assistierende Chirurg der Armee der Vereinigten Staaten Utah und beschrieb die HLT-Männer, dass sie einen gemiscten Ausdruck von Wollust, hinterlistige Raffiniertheit und eine grinsende Selbstüberschätzung hätten.” Während viele anekdotenhafte Beschreibungen (wie die vorangegangene) Aussätze (siehe Burgoyne und Burgoyne 1978), und Media-Specials die schädlichen Auswirkungen des HLT-Lebensstyles auf die Gesundheit erörterten, (besonders das der Frauen), basieren nur wenige auf Forschungsergebnisse. Keine der Studien, auf denen diese Analyse basiert, und die Depressionen als eine ihrer Variablen beinhalten, zeigt einen gesundheitlichen Zusammenhang zwischen Mormonismus und Depressionen.[4]

Kurz nachdem Herr Ponder sein Papier veröffentlicht hatte, verwendete Universitätssoziologin Sherrie Johnson (Brigham Young Universität) Daten von nationalen Statistiken, um zu zeigen, dass es weniger wahrscheinlich ist, dass Mormonen-Frauen deprimiert werden, als amerikanische Frauen im Allgemeinen. Die Rückschlüsse von Johnson hielten fest, dass Mormonen nicht mehr Depressionen haben als die Bevölkerung der Nation im Allgemeinen.[5]

Einen guten Überblick über Religion, mentale Gesundheit und insbesondere über Heilige der Letzten Tage ist jetzt online verfügbar: Daniel K. Judd, „Religiosity, Mental Health, and the Latter-day Saints: A Preliminary Review of Literature (1923-95),” in Latter-day Saint Social Life: Social Research on the LDS Church of its Members, herausgegeben von James T. Duke, (Religious Studies Center, Brigham Young University, 1998) Link wo man kurz gefasst etwa dies liest:

Die Analyse der Daten zeigt, dass Heilige der Letzten Tage, die ihr Leben beständig gemäß ihrem Glauben leben, erfahren größeres allgemeines Wohlsein und mehr eheliche und familiäre Stabilität und sind weniger kriminell, weniger depressiv, weniger furchtsam und weniger von Drogenmissbrauch betroffen als die, die unbeständiger im Glauben sind. Diese Übersicht der Untersuchungen ergibt auch, dass die Behauptung nicht sehr unterstützt werden kann, die einige über diese Glaubenszugehörigkeit und die Ausübung dieses Glaubens negative Auswirkungen auf die mentale Gesundheit haben soll...[6]

In religious people generally,

  • 59% of studies from 1985 – 1995 suggest a positive benefit on mental health; another 26% were neutral.[7]
  • "This most recent analysis of data (1985-95) indicates that high scores on measures of religiosity (activity, attitude, affiliation, and belief) are facilitative of marital and family stability, adjustment, and personal well-being. This most recent analysis also indicates that those who score high on measures of religiosity show the highest positive correlation with measures of mental health. Also, those who score higher on scales of "intrinsic" religiosity score better on measures of mental health than those with an "extrinsic" religious orientation. There also appears to be little difference in measures of mental pathology with respect to religious affiliation."[8]

That is, an active inner spiritual life is more protective than merely outward forms of religious observance.

For studies involving members of the Church of Jesus Christ specifically:

  • 70% were positive; 24% had neutral effects on mental health (thus, only 6% showed a negative effect);[9]
  • LDS women were less depressed than other women; LDS men were no different from non-LDS men.[10]

Thus, the available research does not support the contention that religious people have more mental health problems than non-religious people, or that being a Latter-day Saint religious person is mentally unhealthy. If anything, being LDS is protective against mental health difficulties, which is in keeping with the general consensus that religion is psychologically beneficial.

Fußnoten

  1. [back] Julie Cart, "Study Finds Utah Leads Nation in Antidepressant Use," Los Angeles Times, 20. Februar 2002, A6.
  2. [back] Kent Ponder, Ph.D., "Mormon Women, Prozac® and Therapy," unveröffentlicht, 2003. Kursivschrift im Original; Die Großschreibung ("Latter-Day") und Schreibfehler ("Utahns") beibehalten. [Es ist ein Grundsatz von FAIR Wiki, nicht auf kritische Websites zu linken, doch das Papier von Ponder kann leicht mit der Googlesuche gefuunden werden.]
  3. [back] The Express Scripts study did not include prescriptions ordered through Medicare and Medicaid, so the data include only orders filled through employer-based insurance plans.
  4. [back]  Daniel K. Judd, "Religiosity, Mental Health, and the Latter-day Saints: A Preliminary Review of Literature (1923-95)," in Latter Day Saint Social Life: Social Research on the LDS Church and its Members (Religious Studies Center Specialized Monograph Series, Vol. 12), herausgegeben von James T. Duke, (Provo, Utah: Religious Studies Center, Brigham Young University & Salt Lake City, Utah: Bookcraft, 1998), 486–487. ISBN 1570083967. ISBN 978-1570083969. Link
  5. [back] "Expert: Mormon women less depressed," USA Today, 2 April 2004 (Associated Press article). Link
  6. [back]  Judd, 473.
  7. [back]  Judd, 477.
  8. [back]  Judd, 477–478.
  9. [back]  Judd, 478.
  10. [back]  Judd, 488.

Zusätzliches Material


FAIRwiki Artikel

  • Prozak — Geistige Gesundheit und die Selbstwahrnehmung FAIR

FAIR Website

Externe Links

Gedrucktes Material