Schwarze und das Priestertum/Der Fluch Kains und der Fluch Hams

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Glauben und predigen Heilige der Letzten Tage, dass die Schwarzen Nachkommen von Kain sind und dass sie verflucht sind?


  • Glauben und lehren Heilige der Letzten Tage nicht, dass Schwarze Nachkommen Kains sind und dass sie verflucht sind?
  • Ich habe gehört, dass vor 1978 den Schwarzen der Zutritt zum Tempel am Tag der Offenen Tür verweigert wurde, weil sie das Kennzeichen Kains tragen.

Quelle(n) der Kritik

  • Walter Martin, The Kingdom of the Cults (Revised) (Minneapolis: Bethany House Publishers, 1997), 236.


Der Fluch Kains und der Fluch Hams

Es gibt einen Unterschied zwischen dem Fluch und dem Kennzeichen von Kain. Der Fluch Kains resultiert daraus, dass er von der Gegenwart Des Herrn abgeschnitten wurde. Die Berichte des Moses und Genesis bestätigen das. Das Buch Mormon lehrt allgemein dieses Prinzip, wenn von denen gesprochen wird, die die Gebote halten, dass sie im Land gedeihen werden, wohingegen die, die sie nicht halten, von der Gegenwart Gottes abgeschnitten werden. Diese Art Fluch wurde den Lamaniten auferlegt, als sie die Lehren der Propheten ablehnten.

Andererseits ist die genaue Beschaffenheit des Kennzeichen Kains unbekannt. Die Heiligen Schriften benennen nicht ausdrücklich, was es war, nur dass es Kain schützen sollte, damit diejenigen, die ihn fänden, ihn nicht erschlagen würden. Viele Leute, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Kirche, haben vermutet, dass das Zeichen und der Fluch das gleiche ist.

Wann wurde der biblische Fluch mit den Hamiten assoziiert?

Die Ursache des Fluches von Ham liegt hunderte von Jahren vor der Gründung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, zu finden in 9:18-27:

18 Die Söhne Noachs, die aus der Arche kamen, sind Sem, Ham und Jafet. Ham ist der Vater Kanaans.
19 Diese drei sind die Söhne Noachs; von ihnen stammen alle Völker der Erde ab.
20 Noach wurde der erste Ackerbauer und pflanzte einen Weinberg.
21 Er trank von dem Wein, wurde davon betrunken und lag entblößt in seinem Zelt.
22 Ham, der Vater Kanaans, sah die Blöße seines Vaters und erzählte davon draußen seinen Brüdern.
23 Da nahmen Sem und Jafet einen Überwurf; den legten sich beide auf die Schultern, gingen rückwärts und bedeckten die Blöße ihres Vaters. Sie hatten ihr Gesicht abgewandt und konnten die Blöße des Vaters nicht sehen.
24 Als Noach aus seinem Rausch erwachte und erfuhr, was ihm sein zweiter Sohn angetan hatte,
25 sagte er: Verflucht sei Kanaan. Der niedrigste Knecht sei er seinen Brüdern.
26 Und weiter sagte er: Gepriesen sei der Herr, der Gott Sems, Kanaan aber sei sein Knecht.
27 Raum schaffe Gott für Jafet. In Sems Zelten wohne er, Kanaan aber sei sein Knecht.

Obwohl diese Verse klar aussagen, dass Canaan verflucht ist, ist es nicht klar, ob der Fluch sich auch auf seine Nachkommen erstreckt. Der Gebrauch von Genesis 9, um einen biblischen Fluch mit den Nachkommen Hams in Verbindung zu bringen, begann im dritten und vierten Jahrhundert.[1] Dieser Fluch wurde mit den Kanaanitern in Verbindung gebracht. Origenes, ein früh-christlicher Gelehrter und Theologe, bezieht sich auf Hams „missfarbige Nachkommenschaft” und der „Niedrigkeit der von ihm gezeugten Rasse”.[2] Ebenso mutmaßten Augustinus und Ambrosius von Mailand, dass die Nachkommen von Ham einen Fluch tragen, der mit der Dunkelheit ihrer Haut in Verbindung gebracht wurde. Diese Auffassung wurde unter den Juden, Moslems und Christen geteilt. Die erste „rassistische Rechtfertigung” für die Sklaverei erschien im 15. Jahrhundert in Spanien und Potugal. In den amerikanischen Kolonien wurde in den späten Jahren des 17. Jahrhunderts der „Fluch Hams” verwendet, um die Ausübung der Sklaverei zu rechtfertigen.[3]Der Author Stephen R. Haynes drückte es so aus: „Noahs Fluch ist zu einer Schlagwaffe geworden im Arsenal der Verteidiger der Sklaverei, und Verweise auf Genesis 9 erschienen markant in ihren Publikationen.” [4]

Das biblische „Zeichen Kains” wurde von Protestanten mit schwarzer Haut assoziiert, um die Sklaverei zu rechtfertigen

Die Ansicht, dass das „Zeichen Kains” und der „Fluch Hams” schwarze Haut war, ist etwas, das von Protestanten gebraucht wurde als Möglichkeit für die moralische und biblische Rechtfertigung der Sklaverei. Diese Ansicht stammt nicht von Heiligen der Letzten Tage, obwohl das Verbot des Priestertums vor 1978 dazu führte, dass die Leute meinten, es wäre ein Konzept der Heiligen der Letzten Tage.

Dr.Benjamin Palmer, Pastor der Ersten Presbyterianischen Kirche in New Orleans von 1856 bis 1902, war eine „treibende Kraft” in der südlichen Presbyterianischen Kirche während dieser Zeit. Palmer glaubte, dass die Sache der Südstaaten, nämlich die Beibehaltung der Sklaverei, während des amerikanischen Bürgerkrieges von Gott unterstützt wurde. Palmer glaubte, dass die hebräische Geschichte die Auffassung unterstützte, Gott würde für manche Leute beabsichtigen, sie abseits von anderen zu schaffen und sie in verschiedenen Gebieten siedeln zu lassen, damit „die Vermischung von Rassen vermieden werde.”[5] Palmer behauptete: „Im Gegenteil sind die Nachkommen Hams, in denen sinnliche und körperliche Gelüste vorherrschen, getrieben wie eine infizierte Rasse jenseits der Sahara, wo unter einem glühenden Himmel die Natur mit ihrer brutalen und grausamen Stimmung harmoniert.” [6] Palmer erklärte:

Über Ham war das Schicksal der ewigen Knechtschaft verkündet — und zwar mit zwei Schwerpunkten wie es zweimal wiederholt wurde, dass er der Diener Japheths und der Diener Shems sein wird. Dementsprechend berichtet die Geschichte nicht von einem einzigen Beispiel, dass sich ein Mitglied aus dieser Gruppe durch Selbstentwicklung über diesen wilden Zustand erhebt. Von Anfang bis zum Schluss haben ihre geistigen und sittlichen Eigenschaften zusammen mit der Führung der Vorsehung sie für die Knechtschaft markiert, während ihr vergleichsweiser Fortschritt in der Zivilisation und ihre Beteiligung an den Segnungen der Erlösung wegen dieser vorgesehenen Verbindung mit Japhet und Sem für immer aufgehoben worden sind. [7]

Unglücklicherweise besteht unter einigen bis in die heutige Zeit die protestantische Vorstellung, dass Gott die Menschen durch Rassen getrennt hat.

Gott hat die Menschen zu seinem eigenen Zweck getrennt. Er hat Barrieren zwischen den Nationen errichtet, und zwar nicht nur Landesgrenzen, sondern auch ethnische, kulturelle und sprachliche Barrieren. Gott machte die Menschen verschieden voneinander und will, dass diese Unterschiede bleiben. (Brief an James Landrith von Bob Jones University, 1998) [8]

Heilige der Letzten Tage und der „Fluch Hams”

Frühe Mitglieder der Kirche waren zum größten Teil Bekehrte aus protestantischen Konfessionsgruppen. Es ist verständlich, dass sie ihren kullturell bedingten Glauben an den „Fluch Hams” mitbrachten. Viele heutige Mitglieder z. B. sind in Unkenntnis darüber, dass Joseph Smith wenigstens einen Afro-Amerikaner zum Priestertum ordinierte: Elijah Abel.

Das Verbot der Priesterschaft wurde irgendwann während der Amtsperiode Brigham Youngs eingeführt. Es wurde keine Offenbarung, wenn es denn je eine gab, veröffentlicht - nichtsdestotrotz haben im Laufe der Kirchengeschichte viele angenommen, dass der Grund des Verbots darin läge, dass Schwarze dem vefluchten Spross/Samen Kains entstammten, und ihnen deshalb die Priesterschaft nicht erlaubt wäre (was zumeist einer Falschauslegung von Abraham 1 geschuldet ist.). Die richtige Antwort auf die Frage, warum dieses Verbot eingeführt worden ist, ist: Wir wissen es nicht. Mehr Informationen über das Priestertumsverbot siehe Schwarze und das Priestertum.

Es ist Zeit für Ungläubige zur Umkehr, dass sie wieder auf Linie gehen und an einen lebenden heutigen Propheten glauben. Vergessen Sie alles, was ich gesagt habe, oder was Präsident Young, George Q Cannon gesagt hat, oder wer auch immer etwas in der Vergangenheit gesagt hat, das im Widerspruch zur gegenwärtigen Offenbarung steht. Wir sprachen mit begrenztem Licht und Verständnis, dass nun in die Welt gekommen ist. Wir bekommen Licht und Wahrheit Zeile um Zeile und Vorschrift um Vorschrift. Zu dieser speziellen Sache wurde uns eine Flut von Intelligenz und Licht hinzugefügt und das tilgt alle Dunkelheit, Ansichten und Gedanken der Vergangenheit. Sie sind nicht mehr maßgeblich. Es macht nicht den geringsten Unterschied, was jemand vor dem 1. Juni dieses Jahres (1978) zu dieser Angelegenheit der Schwarzen sagte. Es ist ein neuer Tag und eine neue Anordnung, und Der Herr hat jetzt eine neue Offenbarung gegeben, die zu diesem Thema ein Licht in die Welt wirft. [9]
— 1978: Bruce R. McConkie in 1978 nach der Offenbarung, den Schwazen das Priestertum zuzugestehen

Vor der Erklärung von Elder Bruce R. McConkie im Jahre 1978 war die Volkslehre unter den Mitgliedern der Kirche, dass die Schwarzen Nachkommen Kains und Hams sind und dass sie das Zeichen Kains tragen, und gelegentlich hört man es heute noch. Die zweifelhafte Volkslehre ist jedoch nicht mehr relevant, da sie inkorrekt verwendet wurde, um die Kirchenpolitik zu erklären und zu rechtfertigen, die vor über 30 Jahren aufgehoben wurde. Vor der Offenbarung 1978 jedoch gebrauchten die Heiligen das „Kainszeichen”, um die Politik zu erklären, den Nachkommen der Afro-Amerikaner die Ordination zum Priestertum vorzuennthalten, wofür keine Offenbarung und kein prophetisches Wort tatsächlich gegeben wurde.

Die Vermutung war, dass im vorirdischen Dasein bestimmte Geister bestimmt waren, durch eine Linie zur Erde zu kommen, die verflucht und gezeichnet war, zuerst durch (Genesis 4:11-15); (KP, Mose 5:23-25), (KP, Mose 5:36-40), dann später nochmals bei Hams Vergehen gegen seinen Vater Noah. Die Gründe, warum diese Linie davon betroffen war, waren nicht klar, doch es wurde angenommen, dass sie irgendwie weniger tapfer waren als ihre Brüder in der Prä-Existenz während des Kriegs im Himmel. In diesem Leben dann wurde das Priestertum denen vorenthalten, die auch nur entfernt dieser Abstammung waren.

So elegant und schlüssig dieses Szenario auch erscheinen mag, so können die Schriften, die normalerweise zur Unterstützung angeführt werden, nach logischen Prinzipien so nicht interpretiert werden, es sei denn, man beginnt mit dem Priestertumsverbot selbst und arbeitet sich rückwärts durch und sucht Schriftstellen, die einen vorgegebenen Glauben unterstützen.

Wurden Schwarze bei Tagen der Offenen Tür in Tempeln abgewiesen?

Es wäre überraschend und bedauernswert, wenn ein Schwarzer in den 60er Jahren während der Zeit, als das Priestertumsverbot für Schwarze in Kraft war, bei Tagen der Offenen Tür in Tempeln abgewiesen wurde. Schwarzen war der Zutritt am Tag der Offenen Tür erlaubt, und viele nahmen an den Rundgängen an diesen Tagen teil. Es ist kein Priestertum erforderlich für einen Rundgang durch den Tempel am Tag der Offenen Tür und alle sind willkommen und eingeladen.

Dies soll aber nicht heißen, dass es solch ein bedauerliches Eintrittsverbot nicht gegeben hätte. Wegen der vorherrschenden rassistischen Gesinnung in den 50er und 60er Jahren ist es leider durchaus wahrscheinlich, das ein Mitglied solch einen Eintritt verwehrt hat und sogar so weit ging zu sagen, dass der Mensch das Kainzeichen trug. Selbst hochrangige Kirchenführer gaben in dieser Zeit Erklärungen ab, die man heutzutage für rassistisch halten würde. Solche Standpunkte sind natürlich widerlich für heutige Heilige der Letzten Tage.


Fußnoten

  1. [back] Stephen R. Haynes, Noah's Curse: The Biblical Justification of American Slavery (New York: Oxford University Press, 2002)
  2. [back] Origen, "Genesis Homily XVI," in Homilies on Genesis and Exodus, translated by Ronald E. Heine (Washington: Catholic University of America Press, 1982), p. 215, referenced in Haynes.
  3. [back] Haynes, p. 7-8.
  4. [back] Haynes, p. 8.
  5. [back] Haynes, Noah's Curse: The Biblical Justification of American Slavery, p. 127-8 citing Palmer, "The Import of Hebrew History," Southern Presbyterian Review 9 (April 1856) 591
  6. [back] Haynes, p. 129, citing Palmer, Our Historic Mission, An Address Delivered before the Eunomian and PhiMu Societies of La Grange Synodical College, July 7 1858 (New Orleans: True Witness Office, 1859), 4-5.
  7. [back] Haynes, p. 132, citing Cherry, God's New Israel, 179-180 who in turn is citing one of Palmer's sermons.
  8. [back] Haynes, p. 161.
  9. [back]  Bruce R. McConkie, “All Are Alike unto God,” address in the Second Annual CES Symposium, Salt Lake City, August 1978.

Zusätzliches Material

FAIRwiki Artikel

Wiki Artikel zur Priestertumsoffenbarung 1978


FAIR Website

  • Schwarze in den Heiligen Schriften FAIR
  • Zeitlinie Rassismus Eine Zeitlinie über die Entwicklung von Rassismus in Amerika, das Priestertum und Menschen dunkler Hautfarbe und afrikanischer Abstammung Priestertum und Mormonismus
  • Schwarze und das Priestertum (Armand L. Mauss) PDF
  • Den schwarzen Mythos zerstreuen FAIR
  • Ein Schwarzer in Zion FAIR
  • FAIR Topical Guide:

Externe Links

  • Ethnische Beziehungen Link
  • Die Kirche und die Rassenfrage: Vor Gott sind alle gleich Link
  • Mehr Freundlichkeit ist notwendig - Ansprache von Präsident Gordon B. Hinckley Generalkonferenz April 2006 Link
  • Die Enzyklopädie des Mormonismus - Schwarze Link

Gedrucktes Material